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Geschrieben von Christian Heinemann am 25.01.2011 um 19:27:

  Puma GTE

Hallo zusammen,

nachdem die meisten der vielen Hürden genommen sind, kann ich Euch mein neues altes Auto vorstellen. Es ist ein Puma GTE Baujahr 1978.

Den Kennern der luftgekühlten VW-Szene dürfte die Marke Puma bekannt sein, ansonsten sind die Autos in diesen Breitengraden echte Exoten. Die Fa. Puma existierte in Brasilien von ca. 1964 (Start mit GT Malzoni auf DKW-Basis) bis Anfang der 80er Jahre und baute zum Schluss im Wesentlichen 2 Baureihen, die kleinen GTE/GTS auf VW-Basis und die großen GTB mit GM-Technik.

Die GTE/GTS (Coupe/Cabrio) haben eine GFK-Karosserie auf dem um 25 mm gekürzten Chassis des VW Brasilia. Es handelt sich dabei um eine leicht geänderte Käfer-Bodengruppe der zweiten Generation, also noch mit Pendelachse hinten. Der Motor ist ein Typ 1 mit 1,6 L und zwei Solex 32-Vergaser (wie Typ 3). In VW-Ausführung sind es 54 PS, mit dem Puma-Auspuff sollen es ca. 3 PS mehr sein. Ist nicht viel, aber bei 750 kg und eine kleine Stirnfläche reichen sie laut damaligen Testberichten für ca. 150 km/h und 0 bis 100 in weniger als 15 Sekunden. Die GTB haben ebenfalls einen GFK-Aufbau, hier aber auf einem Leiterrahmen mit starrer Hinterachse auf Blattfedern und einem Reihen Sechszylinder mit 4,1 L der in dem brasilianischen Opel Rekord (Chevrolet Opala) eingebaut wurde.

Ich habe schon vorher geahnt, dass es nicht einfach sein würde ein Auto aus Brasilien zu importieren. Aus der Ahnung ist nun Gewissheit geworden. Anders als bei den USA-Importen kann man hier nicht auf eine etablierte Importstruktur zurückgreifen, die ein Tür zu Tür Geschäft abwickelt. Dafür ist die Anzahl der potentiellen Käufer zu klein. Bezahlbare Klassiker finden in Brasilien nur Freunde der luftgekühlten VWs und deren Derivate, die das Besondere suchen. Für den Kreis bietet der Markt jedoch Einiges: Puma, Karmann Ghia TC, Gurgel sowie die Palette von VW do Brasil mit VW1600, Variant, TL, SP2, Brasilia, Variant II, Gol mit luftgekühlten Frontmotor (von Porsche mitentwickelt) und natürlich die alten Transporter.

Vom Kauf bis zur „Auslieferung“ hat es bei mir 9 ½ Monate (nicht Wochen) gedauert. Meine Partner waren auch nicht vom Kaliber von Kim Basinger sondern professionelle Abwickler die sich um Abmeldung, Umschreibung und Exportgenehmigung bei den Behörden kümmern. Ohne diese Abwickler geht gar nichts, außerdem muss in Brasilien jede Unterschrift und jede Kopie beim Notar beglaubigt werden.

Den Wagen habe ich im Februar 2010 über einen Ebay-Ableger gefunden und über einen Bekannten gekauft. Ende November ist er in Hamburg angekommen. Dazwischen liegen etliche Emails, Telefonate, Briefe und Nerven. Obwohl ich dort geboren und aufgewachsen bin, ist es mir nicht leicht gefallen im Wochenrhythmus anzurufen um freundlich immer wieder die gleichen Fragen zu stellen, und dann verschiedene Variationen von „nächste Woche ist alles fertig“ zu hören.

Da die Pumas eine Zeit lang in die Schweiz exportiert wurden, sind viele Fahrzeuge noch in Europa unterwegs. Es existiert auch einen deutschen Puma Club, der mir bei TÜV-Abnahme und H-Zulassung (die ich noch am 30.12. geschafft habe) sehr geholfen hat. Neben Brasilien findet man aktive Pumaclubs auch in den USA, Canada und Südafrika, wo sie zeitweise in Lizenz gebaut wurden.

Es gibt noch viel zu tun bis meiner ordentlich da steht und fährt. Pumas sind stets als Komplettfahrzeuge verkauft worden und sind daher nicht mit Kit-Cars zu vergleichen. In den 70er und 80er Jahren gehörten sie zum Straßenbild in Brasilien und lagen preislich in der Region vom Passat (damals als B1 das Topauto von VW in Brasilien). Zur Qualität kann man sagen, dass sie gut gemacht sind, nicht mehr und nicht weniger. Sie sind Robust gebaut, die Details und die Verarbeitung sind aber in der Regel „pragmatisch“ ausgeführt. Ich habe nicht vor den Wagen auf Zustand 2+ zu bringen. Er soll einige Spuren der Zeit behalten, die Technik möchte ich optimieren aber sonst einfach fahren.

Hier Bilder von meinem GTE sowie vom GT Malzoni und dem Brasilia.

Gruß
Christian