Geschrieben von Manfred Placzek am 17.08.2016 um 00:32:
Türen- Fensterheber G- Modell
Liebe Porsche Klassik-Freunde,
Der Zustand der Türen bei einem Porsche spiegeln in der gesamten Funktion auch den Gesamtzustand des Fahrzeugs. Die Tür ist ein großes mechanisches Teil was zumindest
auf der Fahrerseite im ständigen Einsatz ist. Dazu auch die häufige Nutzung der Funktionen des Schließsystem und der Scheiben mit der Funktion: rauf – runter.
Auch bei einem betagten Haus oder -Wohnung ist die Eingangstür immer für den ersten Eindruck entscheidend, so kann man sich dann vorstellen, was einen drinnen erwartet!
Bei einem historischen Fahrzeug kommt es auch im Besonderen darauf an, wie eine Tür im inneren aussieht. Im Besondern zu Eindringen von Feuchtigkeit und dadurch möglichen
Rost über die Jahre. Erst wenn im unteren Bereich eine Autotür der Rost bis nach außen sichtbar wird, ist der Schaden groß.
In den ersten 5 Jahren nach der Zulassung wurden die meisten 911 G-Modelle auch im Winter gefahren. So kam allein durch die Temperaturverhältnisse ständig Feuchtigkeit in
das Innere der Türen. Heute dagegen wird ein Oldtimer meisten mehr gewaschen als gefahren, er soll ja möglich immer gut von außen dastehen und es macht auch Freude
eine derartig wertigen Gegenstand von Hand zu waschen.
Über die vielen Jahre spielen bei der Dichtheit gegen Wasser und Feuchtigkeit die Türschachtabdichtung und die Abdichtleiste am Übergang zu den Seitenscheiben eine
ganz wichtige Rolle. Diese Teile bestehen aus Gummi und Kunststoff und über die Jahrzehnte schrumpfen und porös werden. So kommt Wasser vom Regen und bei der
Fahrzeugwäschen von außen über die Seitenscheiben vermehrt in das Innere der Tür.
Es läuft einfach innen die Scheibe runter und trifft als erstes auf die Mechanik der Fensterheber. Diese Metallteile sind oder waren in der Oberfläche eloxiert. Dieser einfache
Oberflächenschutz ist bei Stahl nur bedingt über die Jahrzehnte tauglich. Die ganze Konstruktion der Fensterheber rostet dann, nahezu unsichtbar von außen.
Rost wirkt ansteckend und so wird dann als nächstes das darunter liegende Blech der Türen vom Rostfraß befallen. So rate ich hier jeden echten Oldtimerfreund, sich bei
seinem Porsche-Schätzchen den Zustand der Innentüren anzusehen. Ich habe das aktuell auf der Beifahrerseite tun müssen, weil die Beifahrerscheibe nicht mehr nach unten
fahren wollte. Siehe Fotos.
Erste Aktion ist der Abbau der Türverkleidung. Dieses stellt kein großes kein Problem dar, die zu lösenden Schrauben oben und unten in der Verkleidung sind schnell gelöst.
Zusätzlich sind Vorderseite und an der Hinterseite sind ein paar Klipse, die einfach losgehebelt werden müssen.
Bevor die gesamte Verleidung abgenommen werden kann, müssen die Leitungen vom Rauf- Runter-Schalter abgezogen werden. Die Steckkontakte am Schalter sind nummeriert
und auch farblich unterschiedlich. Also am besten die Zuordnung der Aderfarben zu den Nummern notierend oder Fotografieren, so gibt später beim Zusammenbau keine
Probleme den Schalter wieder richtig in Funktion zu bringen.
Die Folie! Da wir möglichst alle Stellen im Türinnenleben überprüfen und warten müssen, ist es zu empfehlen die Folie komplett zu entfernen. Falls sie beim abziehen beschädigt
wird, gibt es in Baumarkt für wenig Euros neue Folie, die dann einfach nach der alten Vorlage zugeschnitten wird.
Die neue oder bisherige Folie kann mit Hilfe eines Pritt-Klebestift wieder sehr einfach am Türblech fixiert werden. Nun erst ist der Zustand der Fenster-Hebemechanik in der Tür gut
sichtbar, auch der mögliche Rostbefall. Achtung: Beim Hantieren auf die eingefahrenen Scheiben achten. Bei arbeiten an der Hebemechanik ist es sinnvoll das Fenster vorher halb
runter zu fahren.
Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt der U-förmige Führungsschiene unterhalb der Fensterscheibe, hier ist möglicherweise die erste Rostzone angesiedelt. Falls dieses der
Fall sein sollte, muss die komplette Hebemechanik ausgebaut werden. Hierzu ist unbedingtes Fachwissen (Werkstatt?) erforderlich!
Besonders wenn Führungsschiene die mit der Fensterscheibe verbunden ist, diese am hinteren Ende, oder auch gesamt, verrostet ist. Sollte dieses der Fall sein, muss diese eine
schließlich der Gummieinfassung, komplett getauscht werden. Kosten für beide Teile, aktuell rund 300 Euro. Beim Austausch dieser Teile muss die gesamte Seitenscheibe nach
oben hin ausgebaut werden. In meinem Fall war die Schiene nur leicht angerostet, auch die Gummieinfassung war nach gründlicher Entrostung weiter verwendbar.
Trotzdem musste auch hier alles raus. Siehe Fotos.
Auf jeden Fall sollten die Führungsschienen und auch die Rollen neu gefettet werden. Ich habe hierzu grafithaltiges Fett benutzt, dieses kann nicht verharzen.
Nun aber unbedingt die Tür an der unteren Innenkante genau auf Rostbefall kontrollieren. In meinem Fall alles nahezu in Ordnung. Auf den Fotos ist sehr gut die originale
Wachskonservierung aus 1982 erkennbar. Aber diese sollte kein Maßstab sein, da gibt es wohl schlimmste Rostzustände an der Türinnenkante. Ich habe die leicht rostige
Führungsschiene vor dem Zusammenbau mit Fertan behandelt.
Danach habe ich die gesamte Tür von innen ausgesaugt um somit feinsten losen Rost dort heraus zu bekommen. Siehe die Fotos. Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
Die oben beschriebenen Arbeiten werde ich als nächstes auch bei der Fahrertür ausführen. Auch werden an beiden Türen die Abdichtleiste und Türschachtabdichtung oben an den Türen,
dort wo die Scheiben in das Türbleche eintauchen, gewechselt.
Gesamtansicht
Entrostete U-förmige Führungsschiene mit Gummi und Scheibe zum Einbau bereit
Führungsschiene mit Scheibe-Gummi eingebaut
Tür innen Unterkante mit sichbaren Ablauf nach "draußen"
Originalzustand innen, nur ausgesaugt. Der Kollege mit der Kontrollnummer 112 2851 hat alles gut gewachst!
Aussaugen der Tür innen.