Geschrieben von Manfred Placzek am 02.03.2024 um 10:35:
Bericht vom Februar-Stammtisch 2024
Wunderschöner und gut besuchter Februar-Stammtisch (60 Personen!) mit Freunden und Gästen in unserem Stammtisch-Lokal des Porsche Klassik Stammtisch Braunschweig. Von 18:00 bis 22:00 Uhr hatten wir viel Freude an
den Plaudereien mit einigen Gästen. Bei allen Beteiligten bedanken wir uns herzlich. ❤️
Hier dern Nachtrag dazu aus der heutigen Braunschweiger Zeitung und Fackebook vom 02.03.2024:
Porsche Klassik Stammtisch Braunschweig ist hier: Prinzenpark (Prinz-Albrecht-Park).
Gepostet von Manfred Placzek · 25 Min. · Braunschweig ·
Wir hatten ja beim vergangenen Stammtisch am Mittwoch Eckhard Schimpf mit seinen netten Plaudereien dabei. Hier nun sein "Klinterklater" zum gleichen Thema in der heutigen Braunschweiger Zeitung dazu. Für dijenigen die nicht mit dabei waren:
Simracing: Im 16. Stock durch den Prinzenpark
Eckhard Schimpf mit Klinterklater
Sechzehnter Stock in der Kurt-Schumacher-Straße 12: Ein Büro mit fantastischem Panorama-Blick über Braunschweig. Doch momentan hat Yannik Haustein (32) dafür keinen Sinn. Er sitzt zwar in diesem Büro, aber – in einem Rennwagen-Cockpit! Genauer gesagt: Er hockt in einem Schalensitz und einen halben Meter vor ihm flimmert auf einem Bildschirm eine Rennstrecke.
Yannik dreht am Formel-1-tauglichen Lenkrad, gibt Gas, bremst, kuppelt, schaltet dann an dem rechts sitzenden Hebel in den zweiten Gang zurück und driftet – leicht gegensteuernd – in die Wilhelm-Bode-Straße hinein. Wie bitte? Ja, richtig: Yannik umrundet gerade jene Piste, auf der früher mal die Prinzenpark-Rennen stattfanden. Das ist Simracing, die Abkürzung für Simulated Racing. Eine Computerspiel-Disziplin, die Millionen Menschen in aller Welt begeistert.
Hunderte Rennstrecken sind im Netz verfügbar. Und unzählige Rennwagentypen. Mit der Prinzenpark-Darstellung (verfügbar bei Assetto Corsa) hat die Sim-Community nun auch einen Fixpunkt in unserer Stadt. „Für Braunschweig ist das ein neues Denkmal,“ meint Yannik Haustein. „Ein digitales.“
Solche Simulatoren werden heute von sämtlichen Rennfahrern – bis hinauf in die Formel 1 – zu Trainingszwecken genutzt. Die Piloten bereiten sich damit auf ihre echten Rennen vor. Ob Bahrain oder Monte Carlo, Monza oder Spa, Miami oder Nürburgring: Die Pisten sind bis auf winzigste Facetten exakt auf dem Bildschirm abrufbar. So sind die Asse bestens präpariert.
Aber der zweite Aspekt dieser Simulatoren ist Simracing. Da liefern sich junge Spezialisten ebenfalls echte Wettbewerbe. Yannik Haustein, Redakteur der Simracing-Plattform OverTakle, war derjenige, der den Fans – mein früheres Buch „Prinzenpark“ nutzend und meine persönlichen Erzählungen umsetzend – nun auch die Braunschweiger Prinzenpark-Piste präsentieren konnte.
Prinzenpark-Rennen? Ja: Ein Stück Vergangenheit. Deutschland lag in Trümmern. Der Krieg war erst drei Jahre vorbei, aber es regte sich wieder Hoffnung; denn seit Juni 1948 gab es die D-Mark und löste einen Wirtschaftsaufschwung aus. Allmählich schwanden Hunger und Entbehrung in den zerstörten Städten voller Ruinen und Schuttberge. In jenem Jahr 1948 fand auch das erste Prinzenpark-Rennen statt. Die Besatzungsmächte hatten im besiegten Deutschland schon kurz nach Kriegsende wieder Sportereignisse zugelassen, um die Menschen ein wenig von dem Alltagselend abzulenken. Und so fand – kaum zu glauben – am 12. August 1946 ein „Großer Preis von Braunschweig“ statt. Es war das allererste deutsche Rundstreckenrennen nach dem Krieg. Es lief auf einem 6,2-Kilometer langen Autobahn-Stück zwischen den Abfahrten Braunschweig-Ost und Flughafen Waggum. Das Autobahn-Rennen gab es auch 1947 – vor 50.000 Zuschauern. Doch für 1948 – die Berlinkrise zwischen Ost und West hatte sich inzwischen verschärft – wollte die alliierte Militärmacht die Autobahn nicht mehr freigeben.
So wichen die Veranstalter in die Stadt aus: Auf einen 3,8 Kilometer langen Kurs im Prinzenpark. Die Strecke führte vom Start und Ziel auf der Herzogin-Elisabeth-Straße (an der Einmündung Marienstraße) mit einer Linkskurve in die Westermann-Allee hinein. Von dort bis vor den Bahnübergang, dann links ab zur Ebert-Allee, wieder links in Richtung Stadt, dann rechts ab in den Parkweg am Turner-Stadion entlang zur Garnisonkirche (heute St. Matthäus). Von dort schließlich ging’s rund um das Stadtpark-Straßen-Viereck herum zurück zu Start und Ziel.
Heute unvorstellbar: Die Motorräder und Wagen fegten mit 150 bis 180 km/h dicht an Laternen, Bäumen, Haustüren vorbei. Und die Zuschauer standen direkt an der Bordsteinkante. Das erste Prinzenpark-Rennen fand am 21./22. August 1948 statt. Der Motorenlärm wehte über die ganze Stadt hinweg. Trotz Regenwetters säumten 30.000 Zuschauer den Kurs, um die Elite zu sehen. Schorsch Meier, Fleischmann, Wünsche, Lottes, Kraus, Huschke von Hanstein oder Lokalmatador Kurt Kuhnke. Ich sehe mich noch an diesem kühlen August-Sonnabend 1948 oben auf dem Kolonial-Denkmal im Stadtpark sitzen, die Beine herabbaumelnd.
Ich konnte über die Köpfe der vor mir stehenden Menschen hinwegschauen, während Motorräder und Rennwagen ein paar Meter vor mir entlang donnerten. Zuweilen hielt ich mir die Ohren zu. Auch die Augen! Das lärmende Spektakel war ungeheuer aufregend. Kein Zweifel: Es war der Tag, der meine Rennsportleidenschaft weckte. Erstaunlich ist, dass diese Rennen im Bewusstsein der Braunschweiger heute noch verwurzelt sind.
Dabei liegt die letzte Veranstaltung (1951) über 70 Jahre zurück. Sicher hat auch 2011 die Prinzenpark-Ausstellung im Städtischen Museum das Interesse neu angefacht. Kein Zweifel: Der Mythos Prinzenpark lebt bei den Fans, in Oldtimer-Kreisen, Autoclubs oder beim Porsche-Klassik-Stammtisch. Auch 1949, 1950 und 1951 gab es Prinzenpark-Rennen. Alle habe ich als Junge miterlebt.
Doch 1952 ereigneten sich am Grenzlandring und in Hamburg Unfälle mit Todesopfern. Danach wurden fast alle Straßenrennen in Deutschland verboten. So endete auch die Prinzenpark-Ära. Alle Versuche, auf einem Dreiecks-Kurs zwischen Wendhausen, Lehre und Essehof eine permanente Rennpiste zu bauen, schlugen später fehl. Immerhin gab es dort auf dem „Welfenring“ 1952 und 1953 zwei Renntage. Dann schlief das Projekt ein.
Quelle Eckhard Schimpf / Braunschweiger Zeitung vom 02.03.2024